Vergiftung durch Beeren des Aronstabes

Bei Ärzten kommt es auch in der Freizeit häufig vor, dass Verwandte, Bekannte und auch wildfremden Menschen die Gunst der Stunde nutzen und Fragen rund ums Thema Gesundheit stellen. So erreichen auch unsere Expertin Dr. med. Katharina Rieth, Kinderfach- und Notärztin, rund um die Uhr Nachrichten, Bilder und Anrufe mit zum Teil abenteuerlichen Schilderungen zu Kindernotfällen. Damit auch alle anderen von den sich häufig wiederholenden Fragen profitieren, hat sie sich dazu entschieden, diese öffentlich zu beantworten. In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr, ob eine Vergiftung mit Pflanzenteilen des Aronstabs für eurer Kind gefährlich sein kann und wie ihr in einer solchen Situation bestmöglich handeln solltet.

“Eine Mutter ruft an und fragt, ob es schlimm ist, dass ihr 2-jähriger Sohn am Vortag beim Waldspaziergang eine “rote Beere” des abgebildeten Gewächses verschluckt hat.”

Bei der abgebildeten Pflanze handelt es sich um einen Aronstab. Alle Pflanzenteile enthalten Oxalate und Oxalsäure. Beim Kauen "schießen" die Oxalatkristalle aus den Zellen und können schmerzhafte Haut- und Schleimhautverletzungen mit Histaminfreisetzung auslösen.

Beschwerden: Speichelfluss, Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen, Durchfall. Bei Hautkontakt: Blasenbildung, bei Augenkontakt: Binde-/Hornhauthautentzündung & Lidkrampf möglich. Selten: Kehldeckelschwellung mit Luftnot. Dann Kind in aufrechte Position bringen, beruhigen, Notruf absetzen!

Ist eine halbe Stunde ohne Symptome vergangen, sind keine Beschwerden mehr zu erwarten!

Wichtigste therapeutische Maßnahme ist die sofortige Gabe kühler Getränke. Bei Augenbeteiligung das Ausspülen mit lauwarmem Wasser und eine Vorstellung beim Augenarzt. Bei starken Schmerzen kann durch den Arzt lokal mit Cortison oder Lokalanästhetika behandelt werden. Nach dem Aufnehmen größerer Mengen kann die Gabe von Aktivkohle angezeigt sein. Bei Kehldeckelschwellung erfolgt die Akutbehandlung durch den Notarzt und die Anschlussbehandlung in der Kinderklinik.

Fallauflösung: Das besagte Kind hatte anfangs nur ein kurzes Brennen auf der Zunge verspürt. Nach Lutschen von Wassereis traten keine Besonderheiten mehr auf. Nach nun fast 24 Stunden ohne weitere Symptome müssen keine weiteren Maßnahmen mehr ergriffen werden!”

Wichtig: Werdet vorbeugend tätig und erklärt euren Kindern altersgerecht, warum bestimmte Pflanzen nicht gegessen werden dürfen! Speichert euch für den Vergiftungsnotfall welcher Art auch immer die Nummer der Giftnotrufzentrale im Handy ein.

https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/02_Giftnotrufzentralen/lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html

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